Abschied
Thomas Zenke |
Ein Jahr geht zu Ende, auch ein Gartenjahr. Die letzten Arbeiten im Garten sind getan. Der Frost kann kommen. Für einen Kleingärtner heißt es Abschied nehmen von einem Ort, an dem man den Frühling hat kommen sehen, den Sommer und den Herbst. Obwohl, Abschied ist nicht das richtige Wort. Es ist kein Abschied, es ist eine Auszeit für den Gärtner und diese Auszeit ist gar nicht mal so schlecht. Ich muss mir keine Gedanken machen, ob mein Rasen vertrocknet oder meine Pflanzen genügend Wasser haben und ich kann Kraft und Energie tanken für die nächste Gartensaison. Wenn ich jetzt in die Laubenkolonie komme, ist es ungewohnt ruhig, kaum ein Laubenpieper, der noch in seinem Garten ist. In der warmen Jahreszeit hört man schon von Weitem, wie sich Kleingärtner mit ihren Nachbarn unterhalten, Kinder ausgelassen in den Gärten spielen, auf den Trampolins hüpfen oder im Wasserbecken fröhlich planschen und herumschreien. Alles vorbei - für eine Weile. Ich schaue mir meinen Garten an. Er sieht irgendwie leer aus. Stühle und Tische habe ich in die Laube verfrachtet, die Bäume haben ihr letztes Laub verloren. Zwei Rosen am Rosenbogen wollen noch nicht aufgeben und tragen noch ihre kleinen Blüten. Die Katzenminze, an der ich vorbeigehe um in die Laube zu kommen, empfing mich sonst mit lauten Summen der Bienen und Hummeln. Jetzt ist sie stumm. Ich habe meinen Garten schon fast für die Winterzeit vorbereitet. Das Wasser wurde abgestellt und die Wasseruhr ausgebaut. Ein bisschen aufräumen muss ich noch, z. B. die trockenen Stiele einiger Stauden abschneiden. Ich stelle mir vor, dass die verrottenden Pflanzenreste, die nun auf den Beeten liegen, einmal herrliche Blüten waren. Manche dufteten intensiv und hielten ihre farbenprächtigen Blüten der Sonne entgegen. Wie schnell die Zeit vergeht. Wie mühsam war doch die Arbeit der Natur, diese schönen Farben der Pflanzen zu erschaffen. Und wir Gärtner halfen ihr dabei. Die Weihnachtszeit hat nun schon angefangen und ich werde nicht mehr so oft in den Garten gehen. Ab und zu mal schauen, ob alles in Ordnung ist und vielleicht wieder ein Naturerlebnis haben.